[herzenssache] - Tage zwischen Ebbe und Flut von Carin Müller

Wenn auch das Bild vielleicht nicht so ganz zum heutigen Tag passt, wende ich mich mit einer Herzenssache zum Weihnachtsfest an euch. 

Ich habe lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen, musste es zwischendurch sogar kurzzeitig abbrechen - und doch, es war vielleicht keines der Besten, sondern eines der Bedeutsamsten, vermutlich sogar das Bedeutsamste für mich. Ich habe in diesem Jahr zwei meiner liebsten Menschen verloren - meinen Uropa vor neun Tagen, meinen Opa vor einem halben Jahr. Mein Opa ist an Demenz gestorben und wir konnten alle nicht mit dieser Situation umgehen. Wahrscheinlich hätten wir das folgende Buch einfach schon eher finden müssen. Wahrscheinlich wären wir dann besser zurecht gekommen. Wahrscheinlich hätten wir ihn besser verstanden.

All diese "Wahrscheinlichkeiten" nützen heute leider nichts mehr, aber ich wünsche mir, ich hätte so viel anders gemacht. Ich wünsche mir, dass ich ihn ohne diese schrecklich hinterhältige Krankheit in Erinnerung behalten kann. Für immer.

Inhalt: Felix ist 70 Jahre alt. Er spricht aus, was niemand zu sagen wagt, und tut, was sonst niemand tun würde. Seine Erinnerungen sind wie Wellen in seinem Kopf, wogend, nicht festzuhalten. Denn Felix hat Alzheimer. 

Um ihm einen Herzenswunsch zu erfüllen, machen seine Ehefrau Ellen, seine Tochter Judith und seine Enkelin Fabienne mit ihm eine Kreuzfahrt. Doch während Felix die Reise als wunderbares Abenteuer erlebt, wird für die drei Frauen die Seereise zu einer Seelenreise durch schwere Gewässer, aber mit Kurs auf sonnige Gefilde.

Buchinfos:

 

  • Titel: Tage zwischen Ebbe und Flut
  • Autor: Carin Müller
  • Verlag: Droemer Knaur
  • Preis: 9,99 € (Taschenbuch, eBook)
  • Ersterscheinung: 2016
  • gelesen als: Taschenbuch
  • rezensiert am 19.12.2016

Cover: Ein einsamer, alter Mann auf einem Floß und drei bunte Luftballons... Für mich gibt es kein passenderes Cover als dieses. Meiner Interpretation nach sind die Luftballons seine Frau Ellen, seine Tochter Judith und seine Enkeltochter Fabienne, die für ihn der Halt im Leben sind, der ihm zu entgleiten droht.

 

Meinung: Demenz und Alzheimer werden in den letzten Jahren zu immer zentraleren Themen in unserer Gesellschaft und niemand findet bisher eine Möglichkeit, diese schreckliche Krankheit aufzuhalten. Ich kenne das Krankheitsbild selbst aus der Familie und weiß auch, dass Ellens anfängliche Reaktionen völlig normal sind. Felix ist mir äußerst nah, während ich weder Judith noch Fabienne wirklich sympathisch und herzlich finde. Beide wirken irgendwie gestellt.

Die Geschichte wird durch einen tollen Schreibstil untermauert, der es leicht macht, das Buch zu lesen. Was das Meer alles anrichten kann, vor allem zum Positiven, wird mit diesem Buch einmal mehr bewusst. Und auch was eine Krankheit mit einem Menschen macht... Einem liebevollen und so wundervollen Menschen...

 

Fazit: Aufgrund meiner "Probleme", mich mit Judith und Fabienne anzufreunden gibt es leider 'nur' vier Mäxchen - aber absolut verdient. Ein wunderbares Buch über ein schwieriges Thema...


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Kommentare: 1
  • #1

    Jane (Sonntag, 25 Dezember 2016 09:44)

    .. hinterher ist man immer schlauer ..

    Ich versteh absolut, was du meinst, aber glaub mir, Vorwürfe machen es nicht leichter, mit der Situation umzugehen. Versuch die guten Seiten und Zeiten in Erinnerung zu behalten, denn Fehler machen wir alle..

    Bei mir ist dieses Buch erstmal auf die Beobachtungsliste gewandert. :)