Interview mit Maria W. Peter

Hey ihr Lieben,

hier mein versprochenes Autoreninterview. Ihr konntet euch sicher anhand der tollen Kritik für ihren Roman "Die Küste der Freiheit" schon denken, dass ich sie für das Interview ausgewählt habe. Ich freue mich wirklich sehr, dass sie die Zeit gefunden hat, meine Fragen zu beantworten.


1. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Rückblickend betrachtet war das ein recht fließender Entwicklungsprozess. Bei mir fing das Interesse am Erfinden von Geschichten schon sehr früh an. Bereits in der Grundschule wusste ich, dass ich später einmal Autorin werden möchte. Meine erste Geschichte habe ich meinem Vater diktiert, ich glaube, da war ich noch im Kindergarten. Während meiner Zeit in der Oberstufe habe ich sogar während des Unterrichts immer neue Romanszenen auf den Rand des Collegeblocks gekritzelt – eine Unart, die ich auch durch meine gesamte Studienzeit beibehalten habe. So ist auch mein erster druckreifer Roman entstanden. Ganz nebenbei habe ich auf diese Art Multitasking gelernt, ernsthaft zuzuhören und zugleich etwas völlig anderes aufs Papier zu bringen.


2. Was war Ihr erstes Buch, das Sie geschrieben haben?

Was das Schreiben anging, so habe ich ja zunächst mit kürzeren Geschichten begonnen. Meinen ersten Romanversuch startete ich in der zweiten oder dritten Klasse – einen Internatsroman, nachdem ich die Fernsehserie „Der Trotzkopf“ gesehen hatte. Das war irgendwann Anfang der achtziger Jahre. Im Alter von dreizehn versuchte ich dann meinen ersten historischen Roman, nach der Lektüre von „Quo Vadis“. In meiner Teenagerzeit wandte ich mich schließlich intensiv der Science Fiction zu und schrieb auch in diesem Genre. Erst während meiner Studienzeit in den USA fing ich wieder so richtig Feuer für historische Stoffe und bin seither dabei geblieben.


3. Und Ihre erste Publikation?

Meine ersten Veröffentlichungen hatte ich bereits während meiner Schulzeit. Seither publizierte ich immer wieder Geschichten, Erzählungen und andere kürzere Texte in verschiedenen Zeitschriften und Magazinen. Später schrieb ich auch als Journalistin für Zeitungen. Mein erster Roman kam nach meinem Studium auf den Markt. Zu meiner großen Freude hatten mir gleich vier Verlage dafür Verträge angeboten. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dann für Bastei-Lübbe entschieden, mit dem ich heute noch zusammenarbeite.


4. Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Bücher?

Ich glaube, diese Frage kann kein Autor mit Sicherheit beantworten. Romanideen liegen irgendwie in der Luft und kommen von sich aus auf einen zu. Manchmal ist es etwas, das man hört oder liest, manchmal ein Gedanke, der sich aufdrängt und nicht mehr verscheuchen lässt – bisweilen aber auch eine Thematik, die man selbst mit sich herumträgt und um die sich dann wie von selbst eine Geschichte entspinnt.


5. Wie ist es, wenn man das erste eigene Buch wirklich in gedruckter Form in den Händen hält?

Ja, es fühlt sich gut an, immer wieder aufs Neue. Ganz gleich wie viele Bücher man bereits zuvor veröffentlicht hat.


6. Wie lange schreiben Sie durchschnittlich an einem Buch?

Das ist sehr unterschiedlich und hängt auch von der Art des Romans und dem Umfang der Recherchen ab. Meine Römerkrimis habe ich zwar sehr sorgfältig recherchiert, aber auch recht schnell geschrieben. Meist innerhalb eines bis anderthalb Jahren. Zum einen sind Krimis vom Umfang her eher überschaubar, außerdem kannte ich mich in der Römerzeit historisch, kulturell, sprachlich und archäologisch so gut aus, dass ich weitaus weniger Details recherchieren musste, als bei späteren Epochen. Eine fast neunhundert Seiten dicke Auswanderersaga wie „Die Küste der Freiheit“ hingegen, mit all den persönlichen und politischen Verwicklungen, den verschiedenen Hauptfiguren und Perspektiven hingegen, braucht weitaus mehr Zeit. Allein die Recherche dazu hat mehrere Jahre in Anspruch genommen – und die Geburt unserer Tochter fiel genau in diese Zeit, was zu einigen Verzögerungen geführt hat.


7. Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Auf jeden Fall am Morgen. Ich stehe immer sehr früh auf, vor allen anderen und genieße dann die Stille des hereinbrechenden Morgens, um meine Geschichte voran zu treiben und viele Seiten zu füllen, bevor der Rest des Hauses erwacht und der Trubel beginnt. Aber generell kann ich überall und zu jeder Zeit schreiben. In der Bibliothek, der Straßenbahn, dem Wartezimmer einer Arztpraxis – als Schülerin ja sogar während des Unterrichts.


8. Sie schreiben historische Romane - Gibt es eine Zeit, die für Sie und Ihre Bücher besonders interessant ist?

Meine erste große Liebe war die römische Antike. In dieser Epoche habe ich lange gearbeitet und bin ihr auch nach wie vor treu. Doch findet man fast in jeder Zeit Themen oder Figuren, die einen faszinieren. Neben der Römerzeit hat es mir besonders die Amerikanische Geschichte angetan, darunter auch die afroamerikanische Geschichte und das gesamte 19. Jahrhundert mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und auch industriellen Veränderungen.


9. Gibt es reale Charaktere (mal abgesehen von historischen Persönlichkeiten), die Ihre Charaktere prägen?

Ein Autor, der ohne deren Erlaubnis Freunde oder Bekannte zu Romanfiguren verarbeitet, macht sich wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung strafbar. Als professioneller Autor sollte man sich so etwas besser nicht erlauben. Allerdings lässt es sich nicht verhindern, dass das Unterbewusstsein, welches die Romanfiguren erschafft, sich dabei aus der eigenen Vergangenheit, früheren Erlebnissen und Begegnungen bedient. Und so habe ich bei der Korrektur eines Manuskripts gelegentlich schon mit Erstaunen festgestellt, dass mich die Verhaltensweisen der einen oder anderen Romanfigur an Personen erinnern, denen ich tatsächlich begegnet bin. Das geschieht jedoch meist so dezent und unbewusst, dass man sich als Autor dessen oft selbst nicht im Klaren ist.

Allerdings habe ich zweimal auf ausdrücklichen Wunsch von befreundeten Recherchepartnern, die auch als historische Darsteller tätig sind, tatsächlich deren „Alter Ego“ (also die Rolle, die sie in historischer Gewandung darstellen) als Romanfiguren einfließen lassen. Einmal in einem der Römerkrimis, einmal in meinem aktuellen Roman. Das geschah jedoch mit dem Wissen und der Zustimmung der beiden Beteiligten.


10. Können Sie sich vorstellen, zum Beispiel andere Genres oder für andere Altersklassen zu schreiben?

Das tue ich immer wieder, wie bereits zuvor erläutert. Auch wenn ich den Hintergrund einer historischen Epoche schätze, so schreibe ich durchaus in verschiedenen Epochen und Genres, Krimi, Gesellschaftsroman, Liebesroman. Auch für Jugendromane und Familiengeheimnisse kann ich mich erwärmen. So habe ich immer unterschiedliche Projekte in Arbeit.


11. Hatten Sie schon einmal eine Schreibblockade? Wie haben Sie diese überwunden?

Natürlich gibt es immer mal wieder Zeiten, in denen einem das Schreiben leichter oder auch schwerer fällt. Das hängt bisweilen auch mit persönlichen Umständen zusammen. Während meiner Examensphase und kurz nach der Geburt unserer Tochter war ich gezwungen, schriftstellerisch etwas kürzer treten. Aber selbst in schwierigen oder terminlich überfrachteten Zeiten, habe ich mich bemüht, meine Projekte weiterzuverfolgen, die Frische der Ideen, die Lebendigkeit der Charaktere nicht einschlafen zu lassen. Schreibblockaden im Sinne, dass es wirklich gar nicht mehr weitergeht, kann ich mir aufgrund meiner vertraglichen Verpflichtungen überhaupt nicht erlauben. Ich glaube, ich bin auch einfach zu diszipliniert, um diese zuzulassen. Wenn es einmal beim Schreiben „klemmt“ oder ich nicht richtig vorankomme, arbeite ich an einem anderen Projekt weiter, betreibe etwas Recherche, korrigiere bereits geschriebene Kapitel und drehe passende Musik auf, um den Schreibprozess wieder in Gang zu setzen. Früher oder später „flutscht“ es dann wieder.


12. Lesen Sie selbst gern? Was sind Ihre Lieblingsautoren?

Ja, ich liebe es zu lesen. Wenn ich aus dem Haus gehe, habe ich immer einen Roman in der Tasche. Leider bleibt mir nicht allzu viel Zeit, zum Schmökern aus reinem Vergnügen. Häufig lese ich Fachbücher, Recherchematerialien oder Ähnliches, um mit meinen aktuellen Projekten weiter voran zu kommen. Einen Lieblingsautor im engeren Sinne habe ich nicht, doch gibt es natürlich Schriftsteller, die man besonders gerne liest, in meinem Falle meist aus dem historischen Bereich, aber auch gut gemachte Krimis, Biographien oder Reiseberichte weiß ich zu schätzen.


13. Können Sie sich vorstellen, eines oder mehrere Ihrer Bücher fortzusetzen?

Das habe ich bereits getan, da ich ja meine Romankarriere mit einer Serie begonnen habe. Ein rundes, in sich abgeschlossenes Werk fortzusetzen hingegen, lohnt sich jedoch nur, wenn es zu den Figuren oder Themen wirklich etwas Neues zu sagen gibt und dabei kein bloßer Abklatsch der alten Geschichte erzählt wird.


14. Was waren oder sind so Ihre persönlichen Highlights in Ihrer Schriftstellerkarriere?

Zunächst einmal mag ich das meiste an meinem Beruf. Sogar die eher „trockenen“ Arbeitsschritte, wie das Recherchieren, finde ich unglaublich spannend, besonders, wenn man es mit einer Reise an historische Orte verbinden kann. Aber auch die persönliche Begegnung mit Lesern bei Veranstaltungen schätze ich sehr. Ein ganz besonderer Moment für mich war aber, als mein aktueller Roman „Die Küste der Freiheit“ für den Literaturpreis „Homer“ nominiert wurde, der historische Romane eines Jahres auszeichnet. Durch diese Nominierung zählt mein Buch nun zu den fünf besten historischen Gesellschafts- und Beziehungsromanen des vergangenen Jahres. Die Tatsache, durch eine Fachjury darunter gewählt worden zu sein, hat mich natürlich ungeheuer gefreut.


15. Wann wird Ihr nächstes Buch erscheinen und worum wird es in diesem gehen?

Darüber darf ich laut Vertrag nicht reden. Doch habe ich derzeit mehrere Projekte in Arbeit, die sich höchst unterschiedlichen Themen und Schauplätzen widmen. Ich freue mich selbst darauf und bin gespannt, was sonst noch auf mich wartet.

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